PLAN DA SANC 2018
PLAN DA SANC: auf ladinisch Blutfeld Hintergrund dieser Arbeit sind Sagen, die den Ursprung in meiner unmittelbaren Umgebung haben. Die Schauplätze dieser Erzählungen sind reale Orte, an denen Grenzstreitigkeiten und kriegerische Konflikte ausgetragen wurden. Es geht in diesen Texten sehr oft um Grenzen. Sie erzählen von den Bewohnern der benachbarten Täler, die einfallen um zu plündern, oder von Streitigkeiten um Almen, bei denen Grenzsteine heimlich verschoben werden. In den Sagen ergeben sich aus diesen vermutlich realen Ereignissen sehr bizarre Bilder: Männer, die mit den Köpfen der erschlagenen Feinde kegeln, der Verräter, der zu Stein erstarrt heute noch in der Felsformation ausgemacht werden kann. Auch übernatürliche Kräfte sind im Spiel, die schwinden, sobald die Sennerin die Gottesmutter zu Hilfe ruft, sodass die Feinde unter dem Grenzstein, den sie gerade verschieben wollen, begraben werden. Die Bäume, die auf dem Stein wachsen, zeugen noch von ihnen. Die Bildserie von Georg Erlacher ist in einem ländlichen Umfeld verortet. In der Bildmitte positioniert er jeweils ein Objekt, streng und ruhig aus einem Winkel von 90 Grad. Der Umgebung weist er den erzählerischen Part zu. Das Auge folgt dem Bauplan der Serie. Es fokussiert zuerst auf den mittigen Gegenstand und tastet dann den umgebenden Raum ab. Durch Raumstaffelung, Diagonalen und den Einsatz des goldenen Schnitts erhält jede Fotografie einen vollkommen eigenständigen Charakter und langanhaltende Spannung. Die Frage nach den Orten taucht auf. Welche Bedeutung haben diese Plätze? Was ist dort geschehen? Was ist das verbindende zwischen den Fotografien? Eine Geschichte muss sie miteinander verbinden, fast wie ein Krimi. Der Fotograf gibt jedem seiner Ziele eine eigene Bühne, er setzt sie in Szene. Eine gewöhnliche Hütte wird zum dramatischen Schauplatz, ein umgefallener Baum, ein Tümpel zum geheimnisvollen Ort eines vergangenen Geschehens. Haben die Protagonisten miteinander zu tun, sind sie Teil der gleichen Geschichte? Sie sind wie Archetypen charakterisiert, zu einer würdevollen Klarheit isoliert. Einheitlichkeit und Verbindung untereinander entsteht durch die harmonische Farbigkeit der Serie, die auf Weiß-, Grün-, Grau- und Brauntönen aufbaut. Mit präzise kalkulierten, minimalen der Fotografie immanenten Mitteln arbeitet Georg Erlacher an den Objekten, an ihrer Inszenierung durch Licht und Farbe. Es ist lange her, unter gewissen Umständen aber, könnte sich die Handlung fortsetzen. Text: Gabriele Wagner